
Mit 15 Jahren
trat Thérèse Martin in den Karmel von Lisieux ein, wo bereits drei ihrer
leiblichen Schwestern waren.
Neun Jahre
später starb sie an Tuberkulose. Sie hinterließ ihren Schwestern Aufzeichnungen
ihres Lebens, die sie im Auftrag der Priorin niedergeschrieben hatte. Geschichte
einer Seele. Diese Autobiographie wurde in aller Welt bekannt und hat ungezählte
Menschen zu einem vertieften geistlichen Leben oder zu einer geistlichen
Berufung geführt. Ihre ungeheuere Wirkkraft bleibt ein Geheimnis. Das Leben der
Thérèse war völlig unauffällig und einfach, wie das Leben der anderen Schwestern
auch. Was ungewöhnlich war, das war Thérèses lebendige Beziehung zu Gott, zu
Jesus, die Intensität, mit der sie diese Beziehung, diese Liebe lebte.
In einer Zeit
geistlichen Leistungsdenkens brach sie diese Enge von innen her auf. Ihre
Erfahrung des Nichts, der letzten inneren Armut vor Gott, erkannte sie als die
wesentliche Grundlage dafür, dass Gott sich ihr mit seinem Reichtum schenken
konnte. Mit leeren Händen empfing sie alles von ihm. Ihr Vertrauen auf die
Barmherzigkeit Gottes und ihre Liebe waren der Kompass, der sie auf ihrem Weg zu
Gott führte. Sie hatte den Wunsch, nach ihrem Tod die Menschen die Liebe zu Gott
zu lehren. Nach einer intensiven Glaubensnacht starb sie mit den Worten: “Mein
Gott, ich liebe dich.“
Im Karmel heißt
sie die kleine Thérèse, im Unterschied zur großen Teresa von Avila. Klein nannte
sie selbst ihren Weg, den Weg, den sie gehen wollte. Die unbedeutenden kleinen
Dinge des Alltags wurden für sie zum Ort, an dem sich die Tiefe ihrer
Jesusbeziehung verwirklichte.
Thérèse hat die
Spiritualität des Karmel durch ihren „Kleinen Weg“ bereichert: Es kommt im Leben
mit Gott nicht darauf an, ohne Fehler zu sein. Gott erwartet weder
Perfektionismus noch heroische Taten, er will nichts anderes, als dass ich mich
ihm zur Verfügung stelle, so wie ich heute gerade bin. In einer echten
Freundschaft zählt nicht die Leistung, sondern „allein die Liebe“.
„Meine
Berufung ist die Liebe!“

„Für mich ist
das Gebet ein Schwung des Herzens, ein einfacher Blick zum Himmel empor, ein
Schrei der Dankbarkeit und der Liebe, aus der Mitte der Prüfung wie aus der
Mitte der Freude; kurz etwas Großes, Übernatürliches, das mir die Seele
ausweitet und mich mit Jesus vereint. Manchmal, wenn mein Geist sich in großer
Trockenheit befindet, dass es mir unmöglich ist, einen Gedanken zu fassen, bete
ich sehr langsam ein „Vater unser“ und darauf den Englischen Gruß; dann
entzücken mich diese Gebete, sie nähren meine Seele weit mehr, als wenn ich sie
hastig hundertmal hergesagt hätte.“
„Jesus, ich
weiß, auf Liebe kann man nur mit Liebe antworten. So suchte und fand ich Mittel
und Wege, um deine liebe durch Liebe zu vergelten. Und das hat mein Herz
erleichtert.“
„Hat aber die
Liebe in der Seele tiefe Wurzeln geschlagen, so tritt sie nach außen in
Erscheinung.“
„Der Verdienst
besteht nicht in vielem Tun und Geben, sondern vielmehr im Empfangen, im vielen
Lieben.“
„Die Liebe
vermag alles. Selbst die unmöglichsten Dinge erscheinen ihr nicht
schwierig.“
